Die Haus- und Reiseapotheke für den Hund

Viele Medikamente für Menschen sind für Hunde nicht geeignet


TEXT Dr. Claudia Veit

Eine gut sortierte Haus- und Reiseapotheke ersetzt zwar nicht den Gang zum Tierarzt, aber richtig durchgeführte Erstmaßnahmen können Leben retten oder wenigstens unnötige Verschlimmerungen verhüten. Viele Medikamente für Menschen sind für Hunde nicht geeignet, manche sogar giftig. Hausmittel können helfen, möglicherweise aber auch schaden. Besuchen Sie einen guten Erste-Hilfe-Kurs für Hundebesitzer, damit Sie Ihre Hausapotheke auch richtig anwenden können. Viele Tierarztpraxen veranstalten solche Kurse, in denen Sie lernen wo und wie man den Puls fühlt, einen korrekten Pfotenverband anlegt und erfolgreich wiederbelebt.

Im Text wird auf bestimmte Medikamente hingewiesen. Das sind Beispiele für geeignete Präparate. Es gibt oft identische Wirkstoffe von verschiedenen Herstellern unter unterschiedlichen Handelsnamen. Rezeptpflichtige Medikamente dürfen von Tierärzten nicht ohne Untersuchung des Patienten verordnet werden. Bedenken Sie, dass alles, was eine Wirkung hat, auch eine unerwünschte Nebenwirkung haben kann und dass Medikamente bei Tieren anders wirken können oder anders dosiert werden müssen als beim Menschen. Experimentieren Sie also nicht mit Medikamenten, die Ihnen der Nachbar weitergegeben hat, die Sie in Ihrer eigenen Hausapotheke gefunden haben oder die im Internet angepriesen werden. Am besten lassen Sie sich von Ihrem Haustierarzt bzw. Ihrer Haustierärztin erprobte Mittel für die entsprechende Indikation geben und besprechen die korrekte Anwendung mit ihm oder ihr.

Das gehört in eine Haus- und Reiseapotheke (in alphabetischer Reihenfolge):

Antiemetika werden in Form von Tabletten, Tropfen oder Injektionen gegen Erbrechen eingesetzt. Wenn gegen Reiseübelkeit pflanzliche Mittel (z.B. Astoral Ingwer Tabs), evtl. kombiniert mit pflanzlichen Entspannungsmitteln (z.B. Sedarom, Zylkene oder Relaxan) nicht ausreichen, setzt man am besten Tabletten ein, die rund 24 Stunden lang wirken (Maropitant, z.B. Cerenia). Das früher oft empfohlene Metoclopramid (z.B. MCP oder Paspertin) setzt pharmakologisch anders an und muss häufiger nachdosiert werden.

Erbrechen als Symptom einer u.U. schwerwiegenden Erkrankung darf keinesfalls eigenmächtig durch Eingabe von solchen Medikamenten unterdrückt werden!

Wenn auf Reisen kein Tierarzt weit und breit erreichbar ist können milde Augentropfen oder -salben bei Bindehautentzündungen und geröteten Augen als Sofortmaßnahme eingesetzt werden (z.B. Bepanthen Augensalbe, Hylo-Care Augentropfen, Fucithalmic Augentropfen, Fucithlmic Augengel, Posiformin Augensalbe). Da Verletzungen am Auge, Fremdkörper im Bindehautsack oder spezielle Augenerkrankungen nicht immer für den Laien erkennbar sind, aber das Augenlicht bei zu später oder falscher Behandlung gefährdet ist, sollte bei allen Symptomem am Auge so schnell wie möglich ein Tierarzt aufgesucht werden. Keinesfalls dürfen ohne vorherige tierärztliche Untersuchung cortisonhaltige Präparate verwendet werden (die enthaltenen Wirkstoffe enden meist auf -olon).

Calcium-Trinkampullen sind als Erste-Hilfe-Maßnahme bei allergischen Reaktionen geeignet. Die Flüssigkeit darf nach Insektenstichen o.ä. nur eingeflößt werden, wenn der Hund (noch) nicht bewusstlos ist.

Ein Cold-Hot-Pack ersetzt Eisbeutel und warme Kirschkernsäckchen. Frische Verletzungen, Blutergüsse, Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen etc. werden in den ersten zwei Tagen gekühlt, danach unterstützt Wärme die Heilung. Zum Kühlen eignen sich außer Cold-Hot-Packs oder Eisbeuteln auch nasse kalte Tücher, Umschläge mit Essigwasser oder Alkohol, eingefrorene Beutel mit Trockenerbsen oder ein geeigneter Vorrat aus der heimischen Tiefkühltruhe. Für Wärmebehandlungen sind neben Cold-Hot-Packs und warmen Kirschkernsäckchen auch Rotlichtlampen, in heißem Wasser oder Backofen erhitzte Handtücher und Wärmeflaschen geeignet.

Mit einer Decke oder einem stabilen Tuch (z.B. Bettlaken, Hundedecke, Plane) kann ein großer, schwerer Hund von zwei oder mehr Personen transportiert werden. Man legt das Tier mitten auf das Tuch und hebt an den vier Eckzipfeln an. Besteht der Verdacht auf einen Bruch oder eine Verletzung der Wirbelsäule ist eine stabile Unterlage für den Transport besser (z.B. fester Hundekorb, stabiles Brett).

Am häufigsten benötigt man bei einem typisch verfressenen, diebischen Hovawart wohl Mittel gegen Durchfall. Lassen Sie sich für Ihre Reiseapotheke unbedingt Präparate geben, die nicht im Kühlschrank aufbewahrt werden müssen. Antibiotikafreie Mittel mit kotandickenden Inhaltsstoffen, Puffersubstanzen, erwünschten Darmflorabakterien etc. können rein symptomatisch eingesetzt werden, aber auch therapiebegleitend bei der Behandlung von Krankheiten, die mit Durchfall einhergehen. Kohletabletten sind – außer bei manchen Vergiftung – weniger geeignet. Ich habe in der Praxis, aber auch bei meinen eigenen Hunden, sehr gute Erfahrungen mit DiaTabs-Durchfalltabletten und Diarsanyl-Paste gemacht. Zur Normalisierung der Darmflora bei Durchfall und begleitend zu Antibiotikabehandlungen ist ins Futter gemischtes Bactisel HK-Pulver geeignet (bei Trockenfutter etwas Wasser zugeben und dann das Pulver aufstreuen -, wird tadellos mitgefressen). Buscopan (s.u. Schmerzmittel) und Loperamid (Imodium) helfen gut gegen Durchfall, können aber Nebenwirkungen bis hin zum Darmverschluss haben.

Nicht direkt in die Reiseapotheke, aber unbedingt ins Reisegepäck gehört der blaue EU-Heimtierausweis mit versiegeltem Chip-Zahlencode und korrekt eingetragener, gültiger Tollwutimpfung. Achten Sie darauf, dass vorne Ihre Adresse und Ihre Unterschrift nicht fehlen. Je nach Reiseziel sind außer der Tollwutimpfung auch weitere Maßnahmen vorgeschrieben, z.B. eine tierärztlich bescheinigte Behandlung gegen Fuchsbandwurm oder Zecken oder zusätzliche Impfungen oder eine amtstierärztliche Bescheinigung.

Ein Fieberthermometer ist unverzichtbar, um die Körpertemperatur korrekt zu ermitteln. Auch ein Hund mit der sprichwörtlichen nassen, kalten Nase kann nämlich durchaus Fieber haben! Ob elektrisches oder Quecksilber-Thermometer ist egal; bei letzterem aber bitte das Runterschütteln vor jeder Messung nicht vergessen! Gemessen wird im After (Thermometer mit Speiseöl oder Vaseline etwas gleitfähig machen). Ohren- und Stirnthermometer funktionieren ausschließlich bei Menschen. Hunde haben eine Normaltemperatur zwischen 38,0°C und 39,0°C. Gemessen wird in Ruhe, denn nach Sport und Spiel steigt durch die körperliche Belastung die Körperinnentemperatur für eine Weile. Das passiert manchmal sogar durch Stress in der Tierarztpraxis. Es ist also auf alle Fälle immer gut, wenn Sie zuhause Fieber messen können.

Vorbeugende Flohmittel sind vor allem auf Reisen und vor dem Besuch von Hundesportveranstaltungen, Ausstellungen und Hundepensionen sinnvoll. Am besten lassen Sie sich von Ihrem Haustierarzt oder Ihrer Haustierärztin ein Präparat empfehlen, das gleichzeitig auch vor Zecken und Mücken schützt. Für die Auswahl des optimalen Präparates spielt es u.a. eine Rolle, ob Kleinkinder im Haushalt leben, Katzen mit dem so behandelten Hund schmusen, ob und wieviel der so behandelte Hund schwimmen geht, ob Unverträglichkeiten bestehen. Lassen sie sich von Ihrem Haustierarzt beraten. Knoblauch (der übrigens für Hunde giftig ist), Möhren, Lein- oder Kokosöl im Futter und ätherische Öle oder Kokosöl auf dem Fell wirken kaum schlechter als Bernsteinketten und Magnet- oder Ultraschall-Halsbandanhänger. Meinen Moritz schütze ich routinemäßig mit einmal monatlich einer Nexgard-Tablette gegen Flöhe und Zecken (wirkt nur ein Drittel der Zeit des stark beworbenen Bravecto, kommt dafür aber mit einem Zehntel der Wirkstoffmenge aus) und bei Fahrten in gefährdete Gebiete mit Vectra 3D SpotOn.

Zur Wundreinigung und -abdeckung eignen sich Gazetupfer oder textile, nicht fusselnde Kompressen. Mit ihnen kann man auch eine feuchte Zunge aus der Schnauze ziehen, wenn der Hund bewusstlos ist.

Strenggenommen gehört Gehorsam natürlich nicht zur Haus- und Reiseapotheke. Weil aber Hunde, die zuverlässig abrufbar sind, ein deutlich geringeres Unfall- und Verletzungsrisiko haben, sollten Sie daran arbeiten.

Da Vorbeugen besser als Heilen ist, sind Impfungen unverzichtbare Maßnahmen zur Gesunderhaltung. Im „Hovawart“ gibt es einen eigenen Artikel zu diesem Thema.

Eine Isolierdecke verhindert Auskühlung bei schwer verletzten Tieren (und Menschen). So eine silber- oder goldfarbene Folie ist leicht, nimmt wenig Platz weg und kostet nicht viel.

Eine nicht zu dünne Kordel oder Schnur, notfalls eine Mullbinde können zum Abbinden bei starker Blutung, als Ersatz für eine Leine und zur Absicherung des Helfers zum Zubinden der Schnauze (falls kein Maulkorb zur Hand ist) dienen.

Bei Stress und Schmerzen kann ein vierbeiniger Patient äußerst wehrhaft sein. Ein gut sitzender Maulkorb schützt den Helfer. Idealerweise ist Ihr Hund schon an den Maulkorb gewöhnt.

Mit einer spitzen Splitterpinzette entfernt man Fremdkörper wie Insektenstachel, Pflanzendornen oder Glas- und Holzsplitter. Fremdkörper aus dem Auge werden mit einer stumpfen Pinzette entfernt, mit der man aber auch Wunden von Haaren und Dreck säubern kann.

Mit einer Verbandsschere schneidet man ohne Gefahr zusätzlicher Verletzungen Verbände und Wundpflaster auf. Billigscheren schneiden schlecht, investieren Sie besser gleich in gute Qualität. Mit einer feinen Schere kann man Haare kürzen und so Wunden freischneiden.

Spritzen verschiedener Größen sind wahre Allzweckwaffen. Man benutzt sie, um Wunden zu reinigen und zu spülen, kann mit ihnen flüssige Medikamente oder Nahrungsbrei einflößen und sie notfalls als Maulkeil zwischen die Zähne klemmen. Einmalspritzen aus Kunststoff erhalten Sie in verschiedenen Größen bei Ihrem Tierarzt oder in einer Apotheke.

Sprühverband oder Sprühpflaster (z.B. von HansaPlast) schützt oberflächliche Schürfwunden. In Nasen- und Augennähe ist so etwas ungeeignet.

Mit einer Taschenlampe kann man Verletzungen zur genaueren Inspektion beleuchten. Um den Pupillenreflex zu testen braucht man Licht. Es gibt winzige LED-Lampen in Schlüsselanhängergröße, die im Notfall sehr gute Dienste tun.

Textilklebeband ist unverzichtbar, um Verbände festzukleben und Pfotenverbände mit einer strapazierfähigen Sohle zu bekleben. In der Praxis benutze ich Tesa Kraftband (gibt es in weiß und silberfarben).

Watte in Form von Polsterwatterollen für Verbände und Kosmetikwatte zum Abpolstern der Zehen unter Pfotenverbänden gehören unbedingt in die Haus- und Reiseapotheke. Die Breite der Watterolle sollte der Hundegröße angepasst sein. Ein Pfotenverband beim Hovawart klappt mit 5cm oder 6cm breiten Rollen gut, für einen Chihuahua sind eher 2cm angemessen.

Für den Notfall sollten Schmerzmittel vorrätig sein. Tabletten oder Tropfen in der richtigen Stärke können die Zeit bis zum Tierarztbesuch überbrücken. Es gibt verschiedene Stoffklassen, die besser bei Schmerzen des Bewegungsapparates oder besser bei Bauchschmerzen wirken. Verwenden Sie keinesfalls Medikamente aus Ihrer eigenen Hausapotheke, denn Hunde vertragen z.B. das populäre Schmerzmittel Diclofenac (z.B. in Voltaren) sehr schlecht. Schmerzen können wichtige Symptome ernsthafter Krankheiten sein, man darf sie allenfalls sehr kurzfristig bis zur Diagnose durch den Tierarzt bzw. die Tierärztin unterdrücken. Bekannte chronische Schmerzen, wie z.B. bei Arthrose, werden in Absprache mit dem Tierarzt oder der Tierärztin dauerhaft u.a. mit Schmerzmitteln behandelt. Gängige Schmerzmittel bei Schmerzen des Bewegungsapparates, Zahn- und Wundschmerzen sind die Nichtsteroidalen Antiphlogistika Carprofen (z.B. Rimadyl-Tabletten, Carprox-Tabletten, Canidryl-Tabetten), Meloxicam (z.B. Metacam-Tropfen, Metacam-Tabletten, Meloxidyl-Tropfen), Firocoxib (Previcox-Tabletten). Das Analgetikum Metamizol (Novalgin-Tropfen, Novalgin-Tabletten) wird vor allem bei Weichteil- und Wundschmerzen angewendet, bei krampfartigen Eingeweideschmerzen und Durchfall in Kombination mit Butylscopolamin (Buscopan).

Wenn es für den eigenen Hund keine Tabletten passender Stärke gibt, ist ein Tablettenteiler oder -mörser hilfreich. Ein scharfes Küchenmesser tut es zwar auch, aber der Tablettenteiler arbeitet präziser und fängt die Bruchstücke praktischerweise gleich auf. Übrigens darf nicht jedes Medikament geteilt oder zerkleinert werden. Manche Wirkstoffe müssen von einem magensaftresistenten Überzug vor der Magensäure geschützt werden. Andere schmecken umso schlechter, je stärker sie zerkleinert werden. Besprechen Sie das unbedingt mit Ihrem Tierarzt oder ihrer Tierärztin.

Am praktischsten für Verbände sind Verbandsrollen aus elastischem, selbsthaftendem Material. In Tierarztpraxen gibt es sie in verschiedensten Farben und Mustern, in Apotheken sind sie meist in weiß oder hautfarben vorrätig. Ich verwende Alflex-Binden von der Fimra Albrecht/Dechra. Erneuern Sie unbenutzte Rollen von Zeit zu Zeit, da sie nicht endlos haltbar sind. Wie bei den Polsterwatterollen sind Binden von 5cm oder 6cm Breite perfekt für Pfotenverbände beim Hovawart.

Mit Wattestäbchen soll man keinesfalls die Gehörgänge reinigen, weil dadurch Ohrenschmalz und Fremdkörper in die Tiefe geschoben werden könnten. Man kann mit Q-Tips Sekrete von Augen und Nase abtupfen, kleine Wunden desinfizieren und Salben hygienisch auftragen.

Unter Verbänden verhindern spezielle sterile, nicht-klebende Wundauflagen wie Rondopad, dass feuchte oder nässende Wunden mit dem Verbandsmaterial verkleben. Das würde beim nächsten Verbandswechsel vermeidbare Schmerzen und Blutungen verursachen und dadurch die Heilung verzögern.

Ein möglichst nicht reizendes und idealerweise gut schleimhautverträgliches Wunddesinfektionsmittel gehört in jede Haus- und Reiseapotheke. Kleine Fläschchen reichen aus. Lieber erneuern Sie es häufiger, als irgendwann abgelaufene Präparate zu verwenden. Mein Favorit ist das jodhaltige Betaisodona oder VetSept, welches es auch als Flüssigseife zum Auswaschen von Ekzemen gibt. Klare Wunddesinfektionslösungen wie ProntoVet oder Octenisept oder Lösungen mit kolloidalem Silber sind ebenfalls geeignet. Wenn man überhaupt keine Reiseapotheke bei sich hat, spült man verunreinigte Wunden mit klarem Wasser aus.

Eine Wundsalbe mit desinfizierenden und granulationsfördernden Inhaltsstoffen beschleunigt die Heilung. Je nach Art der Wunde sind einzelne Präparate besser oder schlechter geeignet. Ekzeme und Hautkrankheiten erfordern andere Salben oder Cremes. Lassen Sie sich von Ihrem Haustierarzt oder Ihrer Haustierärztin beraten. Bei verunreinigten oder infizierten Wunden ist z.B. Isathal-Wundsalbe oder jodhaltige VetSept-Salbe geeignet. Wundsalben mit medizinischem Manuka-Honig (z.B. Mielosan-Salbe) wirken heilungsfördernd. Schlecht heilende Wunden können von enzymhaltigen Wundsalben (z.B. Nekrolyt) oder Hydrokolloid-Gels und -Wundauflagen (z.B. Varihesive) profitieren.

Wurmkuren sollten regelmäßig durchgeführt werden, je nach Alter, Lebensumständen und Ernährung mehr oder weniger häufig. Es gibt eine riesige Auswahl an Tabletten, Pasten, Flüssigkeiten zum Eingeben und Injektionspräparaten. Knoblauch (der , wie bereits erwähnt, für Hunde giftig ist), Möhren oder Kokosöl im Futter wirken definitiv nicht gegen Endoparasiten. Wer keine Routine-Entwurmungen machen möchte, sollte in entsprechenden Abständen Kotuntersuchungen durchführen lassen. Allerdings besteht bei Kotproben das Risiko sogenannter falsch-negativer Befunde (es wird also nicht jeder Wurmbefall tatsächlich entdeckt). Die vielfach propagierten PetCheck-Sets weisen leider den auch für uns Menschen gefährlichen Fuchsbandwurm nicht nach. Lassen Sie sich von Ihrem Haustierarzt oder Ihrer Haustierärztin beraten.

Da nicht jedes Mittel gegen jeden Parasiten gleich gut wirkt, sollte man bei Routinewurmkuren die Präparate immer mal wieder wechseln. Welpen werden zunächst nur gegen Spulwürmer behandelt, z.B. mit Fenbendazol (Panacur-Tabletten, -Paste oder -Suspension über 3 Tage; wirkt bei längerer Anwendung auch gegen Giardien), Pyrantel (Banminth-Paste), Flubendazol (Flubenol-Paste) oder Nitroscanat (Lopatol-Tabletten). Gegen den gefährlichen Fuchsbandwurm helfen ausschließlich die Wirkstoffe Praziquantel (Droncit) und Epsiprantel (Cestex), die bei Routinewurmkuren in dem verwendeten Kombinationspräparat unbedingt enthalten sein sollten (z.B. in BanminthPlus, Cestem, Dolpc, Drontal, Milbactor, Milbemax, Profender).

Vorbeugende Zeckenmittel sind in der Saison, ganz besonders in Gebieten mit verbreiteter Borreliose und FSME sinnvoll. Zeckensaison ist hauptsächlich von Frühjahr bis Herbst, aber diese Spinnentiere sind aktiv, sobald die Umgebungstemperatur über 5°C bis 7°C steigt. Deshalb ist Ihr Hovawart auch im Winter nicht sicher. Knoblauch (der übrigens für Hunde giftig ist), Möhren oder Leinöl im Futter und ätherische Öle auf dem Fell wirken kaum schlechter als Bernsteinketten und Magnet- oder Ultraschall-Halsbandanhänger. Auf Reisen in Gebiete mit vektorübertragenen Krankheiten wie Anaplasmose, Babesiose, Ehrlichiose, Dirofilariose, Hepatozoonose, Leishmaniose etc. ist ein Mittel mit gleichzeitigem Schutz vor Flöhen und Stechmücken ratsam. Gut funktionieren eine Nexgard-Tablette alle 4 Wochen (wirkt nur ein Drittel der Zeit des viel beworbenen Bravecto, kommt dafür mit einem Zehntel der Wirkstoffmenge aus) oder eine Ampulle Vectra 3D (durch den Wirkstoff Permethrin nicht nur Parasiten-abtötend, sondern auch repellent, also „abschreckend“ wirkend) alle 4 Wochen (wenn der Hund viel schwimmen geht häufiger). Halsbänder wirken ebenfalls gut, haben aber viele Nachteile, so dass ich sie nicht empfehle (z.B. Scalibor-Protectorband oder Seresto).

Eine Zeckenzange aus Plastik oder Metall, eine Zeckenschlinge, ein Zeckenhaken oder eine Zeckenkarte erleichtert das unverzügliche Entfernen von Zecken und verringern so die Ansteckung mit zeckenübertragenen Krankheiten.

Fazit: am besten stellen Sie zusammen mit Ihrem Haustierarzt oder Ihrer Haustierärztin eine auf Ihren Hund zugeschnittene Haus- und Reiseapotheke zusammen. Lassen Sie sich von ihm oder ihr vor Reisen über spezielle Vorsorgemaßnahmen beraten. Besuchen Sie einen Erste-Hilfe-Kurs für Hundebesitzer (und frischen Sie auch Ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse auf, die Sie für den Führerschein erworben haben).


Zur Autorin:
Dr. Claudia Veit ist Tierärztin mit eigener Praxis in Heidelberg.
Sie ist Deckrüdenbesitzerin und Mitglied im RZV-Zuchtbeirat.
Mit regelmäßigen Beiträgen zum Thema Gesundheit beim Hund
beteiligt sich Dr. Veit an unserer Vereinszeitschrift DER HOVAWART.


Lesen Sie zum Thema Gesundheitsvorsorge beim Hund auch Sommer+Sonne=Sorgen? und Kaum vermeidbar: Durchfall

Beitrag eingestellt durch presse.olnds

Süße Hovawart Hunde