Hoopers

Hundesport ganz ohne Springen

Hoopers ist eine in Europa noch junge Sportart, die in den 90er Jahren in den USA entstanden ist.


TEXT und FOTOS Peter Weigel

Am 26.05.2018 holten wir ca. 8,5 kg Hovawart in Mundelsheim bei der Züchterin Petra Jäger aus dem Zwinger „von der Schwarzen Prinzessin“ ab. Zu uns kam eine blonde Hovawarthündin mit dem schönen Namen „Bella-Lagertha von der Schwarzen Prinzessin“, Tochter von „Alana von der Schwarzen Prinzessin“ und „Havel vom Wildweibchenstein“, genannt Don. Niemand, der die anfangs etwas pummelige Laggi unsicher durch den Garten wackeln und über die eigenen Beine stolpern sah, dachte, dass knapp 3 Jahre später eine elegante Sportlerin mit 33 kg dynamisch durch den Parcour saust, durch den Slalom prescht und über Hindernisse fliegt. Aus der Besonderheit, dass wir aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit wochenweise im Wechsel im Allgäu und im Kraichgau leben, kamen wir zu zwei Hundevereinen, bei denen wir trainieren durften und auch heute noch aktiv sind. Im Kraichgau beim „Hundeverein Wössingen“ und im Allgäu bei den „Hovawartfreunden Allgäu“ in Woringen.

Es begann der klassische Ausbildungsweg mit Welpengruppe, Junghundegruppe, Basisausbildung mit dem Ziel der BH/VT Prüfung, welche wir am 17.10.2020 in Wössingen mit Erfolg ablegten. Bei all dem Training fiel uns jedoch schon sehr früh auf, dass sich Laggi im Bereich THS und Agilitiy am wohlsten fühlt und ein großes Talent zeigt. Selbstverständlich waren die Agilitiy- und THS-Hindernisse für einen jungen Hovi zuerst tabu. Und so begannen wir Gelenk- und knochenschonende Alternativen zu suchen. Wir entdeckten bei den Hovawartfreunden Allgäu das Longieren, das wir auch heute noch betreiben. Ein wunderbarer Sport, der die Distanzarbeit trainiert, die Bindung stärkt, die Konzentrationsfähigkeit des Hundes fördert, körperliches und geistiges Training verbindet.

Nach dem positiven Ergebnis beim HD-Röntgen und dem Erreichen des Alters von 18 Monaten begannen wir dann Schritt für Schritt mit THS und CaniCross. Im Spätjahr 2019 verbrachten wir unseren Urlaub in Oberammergau im Hundehotel Wolf. Dabei belegten wir einen Kurs, in dem täglich neue Sportarten und Beschäftigungsmöglichkeiten mit dem Hund vorgestellt wurden. Hier hatte ich dann den ersten Kontakt zu Hoopers. Ich war sofort begeistert von den Möglichkeiten, die diese in Deutschland noch relativ unbekannte Sportart bietet. Laggi zeigte sofort eine Affinität zu Hoopers und so wurden zu Hause schnell die entsprechenden Trainingsgeräte angeschafft oder gebastelt. Seitdem betreiben wir den Sport mit immer mehr Spaß und Freude. Er bietet viele Vorteile und baut wunderbar auf dem Longieren auf bzw. lässt sich damit kombinieren.

Zuerst lernte Laggi jedes Trainingselement einzeln kennen. Wir begannen den ersten Hoop zu shapen und die Distanz auf 15 m zu vergrößern, danach kam ein zweiter Hoop in 10 m Abstand dazu, dann ein Dritter in weiteren 10 m Entfernung. Laggi lernte an Gates vorbeizulaufen, die Tonnen zu umrunden, zum nächsten Hindernis abzubiegen. Wir lernten, wie man einen komplexen Parcours – beginnend vom letzten Hindernis nach vorne zum Start – zu trainieren.

Nach ca. 2 Monaten mischten wir die Hindernisse und bauten einen ersten geraden Parcours mit 70 m Länge. Nach einem weiteren Monat kam dann ein L-Parcours mit 90 m Länge und danach ein Rundparcours mit 180° Wendungen. Es zeigte sich schnell, dass sich Laggis Kondition und Konzentrationsfähigkeit verbesserte und sie immer mehr auf meine Körpersprache, Sichtzeichen und Kommandos im Parcours achtet. Laggi lernte durch das Hoopern, sich auf eine Aufgabe zu fokussieren. Inzwischen passiert es, dass ich ein Hindernis falsch (beim Tunnel nicht das Kommando „Durch“, sondern das Kommando für den Hoop „Vor“) ansage und Laggi trotzdem die richtige Aktion macht. Ein Zeichen dafür, dass das Shapen funktioniert und Laggi den Parcours verstanden hat.

Seit 8 Wochen tauschen wir mit Gleichgesinnten Ideen für Parcours aus, die dann jeder zu Hause oder auf dem Hundeplatz für sich nachstellt. Unser aktueller Trainingsplan sieht wie folgt aus: 3 x die Woche 20 min. Hoopers, einmal die Woche 10-12km CaniCross. Zweimal im Monat 30 min longieren und auf den täglichen Spaziergängen immer kleine Einheiten Leinenführigkeit, Grundgehorsam, Impulskontrolle, Rückruf oder Obedience. Auch kleinere Kunststücke wie Rückwärtslaufen oder Handtouch darf Laggi zeigen. Und natürlich kommt dabei auch das Spielen und das Schnüffeln nicht zu kurz.

Das Selbstbewusstsein unserer Hündin hat sich durch die geistige und körperliche Auslastung und die Trainingserfolge beim Hoopern sehr positiv entwickelt. Laggi kann es kaum abwarten, wenn sie merkt, dass ein Training ansteht und sie in den Parcours darf. Aufgaben werden mit großer Souveränität erledigt. Zuhause ist Laggi rundum zufrieden, entspannt und eine wunderbare Mitbewohnerin. Die Bindung unseres Mensch-Hund Teams hat sich durch das gemeinsame Training sehr positiv entwickelt.
Wir bereiten uns aktuell auf einen Start bei Turnieren vor und hoffen, dass dieses Jahr noch das eine oder andere Event stattfinden darf. Zudem warten wir sehnsüchtig auf gemeinsame Trainingsaktivitäten mit Gleichgesinnten in meinen beiden Vereinen in halbwegs gewohnter Normalität.
Ich kann nur jedem Interessierten empfehlen, sich das Hoopern als Sportart für unsere Hovis näher anzuschauen. Ich bin vom Hoopers-Virus infiziert und werde davon sicher nicht mehr loskommen.

PS: Der kleine staksige, wackelige Hovawartpummel war vorgestern…

Hoopern im Überblick

Eckdaten
Grundsätzlich ist Hoopers eine in Europa noch junge Sportart, die in den 90er Jahren in den USA entstanden ist. Bei Hoopers geht es darum, einen Hindernisparcours, der aus sogenannten Hoops (weitläufige Bögen mit 1 m Höhe und 90 cm Breite), kurzen Tunneln (80 cm hoch), Gates (Zäunen) und Tonnen (Barrels) besteht, fehlerfrei zu bewältigen. Bei Hoopers gibt es keine Sprünge oder Klettern, sodass auch schwere und große Hunde (ab einer Widerristhöhe > 65cm) diesen Sport betreiben können. Es gibt beim Wettbewerb keine Einteilung nach Größenklassen.
Der Hund sollte durch Spielzeug oder Leckerlie gut motivierbar sein, abrufbar sein und warten können. Der Hund muss den Parcours in einer vorgegebenen Reihenfolge durchlaufen. Die Reihenfolge, Distanz und Anzahl der Geräte richtet sich nach dem Können bzw. der Leistungsklasse des jeweiligen Hund-Mensch-Teams. Dabei steht bei Hoopers nicht die Geschwindigkeit im Vordergrund, sodass keine Hunde oder Hunderassen benachteiligt werden. Es zählt allerdings eine Maximalzeit von 5 Minuten zur Bewältigung des Parcours.
Eine Besonderheit ist, dass der Hundeführer nicht mitläuft. Der Hundeführer bringt den Hund an den Start und begibt sich dann in einen Führbereich (coaching zone) den er während des Laufes nicht mehr verlassen darf.

Führbereich:
entweder rund (Durchmesser 2 m – 1,50 m) oder quadratisch (2 x 2 m oder 1,5 x 1,5 m)

Anzahl der Geräte:
je nach Klasse zwischen 10-15 (Klasse H1) und 20-25 (Klasse H3)

Abstand zwischen den Geräten:
zwischen 4-8 m (H1) und 6-12 m (H3) | Der Abstand vom Führbereich zum weitesten Gerät beträgt max. 12 m (H1) bis 30 m (H3).

Da bei Hoopers auch Wettbewerbe veranstaltet werden, hat der VDH eine entsprechende Prüfungsordnung erlassen. Der Hund wird nur durch Körpersprache, Hör- und Sichtzeichen durch den Parcours geführt.

Typische Kommandos:
„Around“ (links um das Hindernis),
„Circle“ rechts um das Hindernis,
„Außen“ (umlaufen eines Hindernisses),
„Rum“ (90° abbiegen),
„Rum-Rum (180° abbiegen),
„Vor“ (Hoop geradeaus durchlaufen),
„Durch“ (laufen durch Tunnel) etc.

Hoopern für fast jeden
Einer der großen Vorteile bei Hoopers ist, dass dieser Sport für Jedermensch und Jederhund geeignet ist. Diese Hundesportart eignet sich für ältere oder körperlich eingeschränkte Hundehalter genauso wie für ältere oder gehandicapte Hunde. Hoopern können hör- und sehbehinderte Hunde, Hunde mit nur drei Beinen, Hunde mit Konditionsschwächen oder Übergewicht, pensionierte Sporthunde, die noch beschäftigt werden wollen, alte Hunde, die sich noch über geistige Herausforderungen und gemeinsame Aufgaben mit Ihrem Hundehalter freuen. Da der Mensch den Parcours nicht mitläuft, sollte allerdings darauf geachtet werden, den Hund nicht zu überfordern.
Für die sportlich aktiven, körperlich gesunden Hunde kann Hoopers natürlich auch mit THS oder Agility Geräten kombiniert werden, zum Beispiel auf einem THS Parcours, oder mit in den Hoopersparcours eingebauten Slaloms oder Sprüngen.

Hoopern im Alltag
Hoopern als Hometraining schont den Geldbeutel. Hoops können günstig erworben oder selbst gebastelt werden. Als Tonne dient eine faltbare Gartenabfalltonne aus Kunststoff aus dem Baumarkt, Gates können ebenfalls mit wenig finanziellen Mitteln aus Resten eines Schafzauns gebaut werden.
Ein Parcours kann schnell auf- und wieder abgebaut werden. Der Parcours kann ständig ohne großen Aufwand verändert, umgebaut oder angepasst werden. Ein Training ist (wichtig in Corona Zeiten) in einem kleinen Garten genauso möglich wie auf einer großen Wiese oder dem Hundeplatz. Die Hindernisse lassen sich leicht und platzsparend transportieren, können praktisch überall mit hin mitgenommen werden.
Positiv ist auch, dass sich Synergien zu anderen Sportarten bilden, bei denen es auf Distanzarbeit ankommt, so kann der Hund zum Beispiel auf einem Spaziergang spielerisch um eine größeres Gebäude oder Areal außerhalb des Sichtbereichs des Hundeführers geschickt werden.


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Beitrag eingestellt durch presse.olnds

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