An der kurzen Leine: Susanne Drechsler

„Die Bezeichnung ‚Sporthund‘ finde ich nicht so passend für den Hovawart.“

Als Züchterin ist Susanne Drechsler vereinsweit bekannt und ihre Zucht „ex Canis Lupus“ längst ein Begriff. Die engagierte Hundesportlerin hat sich nach ihrem bisher größten Erfolg, dem Gewinn der RZV Deutschen Meisterschaft Vielseitigkeitssport (IGP) 2024, Zeit für ein Interview genommen und uns Einblicke in ihr Leben mit und ohne Hunde gewährt.


BEITRAG Wolfgang Jünkersfeld INTERVIEW Kirsten Breidenbach FOTOS Robin Rauner, Heiko Drechsler, Wolfgang Ewert, Helga Jünkersfeld

Zur Person

Susanne mit Fräulein Fiene

Kirsten Breidenbach (KB): Wo bist Du geboren?

Susanne Drechsler (SD): Ich bin am 13. Januar 1970 in Magdeburg geboren.

KB: Kannst Du uns einen kurzen Überblick zu Deiner  Berufstätigkeit geben?

SD: Mein Ausbildungsweg begann mit einer Berufsausbildung als Maschinenbauzeichnerin. Später bin ich in die Architektur gewechselt und habe viele Einfamilienhäuser geplant, vom ersten Strich bis zum letzten Stein. Seit einigen Jahren bin ich als Bau- und Organisationsplanerin im Flächenmanagement des Universitätsklinikums Magdeburg tätig.

KB: Wann hast Du geheiratet?

SD: Geheiratet habe ich am 13. Mai 1994. Es war übrigens ein Freitag. Tatsächlich war nur an diesem Tag ein Termin um 11:20 Uhr frei. Na ja, was soll ich sagen, den 30. Hochzeitstag hatten wir in diesem Jahr und haben uns für eine Verlängerung entschieden. 😉

KB: Habt Ihr Kinder und wenn ja, in welchem Alter?

SD: Unsere Tochter heißt Paula. Sie ist im Sommer 20 geworden. Viele Hundesportler kennen Sie noch im Kinderwagen. Sie begleitete uns von Anfang an auf allen Hundesportevents. Trotz unserer gezielten Prägung auf den Hundesport ist sie irgendwann ganz plötzlich in den Pferdesport abgedriftet und dort im Springsport mit ihrer Stute „Sonata“ ganz aktiv.

KB: Wie bist du zum Hundesport und speziell zur IGP gekommen?

SD: Da muss ich etwas in meiner Vergangenheit kramen. Seit ich denken kann, habe ich meine Eltern angebettelt mir einen Hund zu kaufen. Es sollte auch nicht irgendein Hund sein. Für mich kam nur ein Riesenschnauzer in Frage.
Der Züchter meiner „Undra vom Küchenhorn“ hatte damals zur Auflage gemacht, dass ich den Hund nur bekomme, wenn ich in einen bestimmten Hundesportverein eintrete und dort Hundesport betreibe. Ich war zu diesem Zeitpunkt 19 Jahre alt und hatte mit Hundesport eigentlich nichts im Sinn. Das sollte sich dann von da an ändern. Ganz ehrlich, ich hatte Anfang null Spaß daran. Mein völlig talentfreier Riesenschnauzer übrigens auch nicht. Die Frage nach der Art der Hundesportrichtung stellte sich nicht. Es wurde nur Schutzhundeausbildung (heute IGP) angeboten. So bin ich praktisch da reingerutscht und dabei geblieben.

KB: Welche Rolle spielen Hunde in Deinem täglichen Leben?

SD: Die Hunde spielen eine sehr große Rolle in meinem Leben. In unserem Haus leben derzeit 3 Hovawarte. Mein tägliches Leben beginnt in der Woche um 5:00 Uhr. Beim ersten Kaffee, den ich übrigens schon im Bad trinke, überlege ich mir oft, was ich gleich vor meiner Arbeit mit dem Hund schon mal fix trainieren kann. Ich habe einen Trainingsplatz mit Flutlicht auf unserem Grundstück. Den nutze ganz gern schon morgens um 6:00 Uhr. Um 7:00 Uhr beginnt mein ganz normaler beruflicher Alltag. Der ist dann tatsächlich ohne Hund. Es sei denn, ich arbeite im Home-Office. Dann nutze ich die Mittagspause gern mal für das Legen der Fährte, welche ich dann zum Feierabend absuche.
Und ja, ich bin voll berufstätig. Nach dem Job dreht sich bei uns viel um den Hund. Ich bin jemand, der fast täglich trainiert. Meine Mädels lieben das Training und wir haben immer jede Menge Spaß zusammen. Selbst unsere fast 15 Jahre alte Fritzi möchte auf ihr tägliches „Sportprogramm“ nicht verzichten und fordert ihre Trainingseinheit sehr dominant ein. An zwei Tagen in der Woche treffen wir uns auf dem Hundeplatz mit unseren Hundefreunden zum Training. Oft geht es außerhalb des Hundeplatzes auf verschiedene Sportplätze oder wir gehen alle zusammen in die Fährte. Dabei kommt der Spaß und die Geselligkeit nie zu kurz. Es gibt einen Tag in der Woche wo der Hund mal nicht im Vordergrund steht. Dann geht’s ab in den Stall und wir sind mit den Pferden im Gelände unterwegs. Das ist meine kleine, persönliche Auszeit vom täglichen Alltag und vom Hundesport.

KB: Gab es einen Schlüsselmoment, der Dich dazu gebracht hat, Dich ernsthaft mit dem Hundesport zu beschäftigen?

SD: Nein, nicht wirklich. Ich war von Anfang an dabei.

KB: Was motiviert Dich, Dich Jahr für Jahr im Hundesport zu engagieren?

SD: Über diese Frage musste ich nicht länger nachdenken. Tatsächlich brauche ich dazu keine Motivation. Es ist mein Hobby, ich betreibe es seit Jahrzehnten mit großer Leidenschaft und die Arbeitsbereitschaft meiner Vierbeiner ist Motivation genug für mich. Klar, es gibt Tage wo ich mich frage „Warum sammle ich eigentlich keine Briefmarken?“. Besonders in solchen Momenten wenn draußen Mistwetter ist oder die Temperaturen weit unter Null sinken. Kurzum, das Training mit meinen Hunden ist neben dem stressigen Alltag ein super Ausgleich.

KB: Gibt es einen Hund, der für Dich persönlich besonders wichtig war oder ist? Was macht ihn so besonders?

SD: Mein erster Hund „Undra vom Küchenhorn“ wird immer etwas ganz Besonderes für mich bleiben. Mit ihr habe ich das Laufen im Hundesport gelernt. Sie ist kein einfacher Hund gewesen und ich war blutige Anfängerin. Damalige sogenannte „Leistungssportler“ in meinem Verein haben oft gesagt „Kauf dir doch einen vernünftigen Hund. Das wird so doch nichts.“ Aber ich habe nie aufgegeben. Jede erste Prüfung bin ich durchgefallen. Die zweite Prüfung haben wir immer bestanden. So sind wir beide irgendwann bei der Schutzhund 3 oder VPG 3 gelandet. Erst Jahre später wurde mir klar, dass ich mit der Ausbildung dieser Hündin sehr viel gelernt habe. Dafür bin ich heute dankbar. Sie war mein erster Hund und sie wird immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben.

Erfolg im Hundesport

KB: Nochmals herzlichen Glückwunsch zur Deutschen Meisterschaft im IGP! Wie hast Du diesen Erfolg erlebt? Was ging Dir durch den Kopf, als Du gewonnen hast?

SD: Ich habe mich natürlich riesig gefreut. Die Freude über den Titel hält auch immer noch an. Ich war überwältigt von den vielen Glückwünschen und Nachrichten welche mich erreicht haben. Ich bin sehr stolz auf mein Fräulein Fiene. Bis auf ein paar Kleinigkeiten hat sie alles gezeigt, was sie in den letzten 4 Jahren gelernt hat. Genauso stolz bin ich auf meine Hundesporttruppe zu Hause. Sie haben mich sehr unterstützt und sind auch alle vor Ort gewesen, um die Daumen zu drücken.

KB: Wie bereitest Du Dich und deinen Hund auf Wettkämpfe vor? Hast Du spezielle Trainingsroutinen?

SD: Die letzten Monate waren doch sehr auf das strukturierte Training beschränkt. Es mussten Trainingsmöglichkeiten auf verschieden Sportplätzen organisiert und durchgeführt werden. Wir haben viel mit unterschiedlichen Helfern trainiert. Jeder Wochentag hatte ein bestimmtes Programm. Konditionstraining, Fährtenarbeit, Schutzdienst und Unterordnung wechselten sich ab. Ich denke, alles in einem richtigen Maß unter einen Hut zu bringen, ist die große Herausforderung dabei. Der Hovawart ist kein Soldat wie der Malinois und man darf ihn nicht überfordern.

KB: Was unterscheidet für Dich einen erfolgreichen Sporthund von anderen Hunden?

SD: Die Bezeichnung „Sporthund“ finde ich jetzt nicht so passend für unseren Hovawart. Ich würde ihn als Hund mit guten gebrauchsfähigen Eigenschaften bezeichnen. Wichtig ist dabei das gute Nervenkostüm und ein angemessenes Misstrauen Fremden gegenüber. Schließlich ist er mal dafür gezüchtet worden den Hof vor Bösem zu bewahren. Ein angemessener Beutetrieb ist außerdem sehr wichtig. Sonst könnte er in der Natur nicht überleben. Unsere Hunde zu Hause im Rudel gehören also zu den „anderen Hunden“. Ich persönlich möchte keinen „Sporthund“, sondern mag den Hovawart so ausgeglichen in seiner Art wie er ist.

KB: Gibt es bestimmte Momente im Training oder bei Wettkämpfen, die Dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

SD: Ja, ich bin mit meinem „Argus ex canis lupus“ im Jahr 2005 auf der VDH DM IGP gestartet. Beim Herausrufen aus dem Verbellversteck setzte Argus sich nicht bei mir in die Fußposition, sondern nahm die Position direkt neben dem Leistungsrichter ein. Ich hatte damals Schweißausbrüche. Der Richter schmunzelte, schrieb dabei in sein Buch und guckte über den Brillenrand zu mir und zwinkerte. Das werde ich nie vergessen. Ich gab ein zweites Hörzeichen und der Hund nahm dann neben mir Platz. Mein Herz war in die Hose gerutscht.

KB: Was würdest du anderen Hundesportlern raten, die davon träumen, auch einmal auf diesem Niveau erfolgreich zu sein?

SD: Verfolgt euren Weg, seid fleißig und schaut dabei immer über den Tellerrand. Seid ehrlich und fair in der Ausbildung mit dem Hund und dem Ausbildungsteam. Und das Allerwichtigste dabei: „Habt immer ein gutes Gefühl bei allem, was ihr gemeinsam mit eurem Hund macht“.

Zucht

KB: Du bist seit vielen Jahren Züchterin von Hovawarten. Was fasziniert Dich an dieser Rasse besonders?

SD: Ausgeglichenheit, Wachsamkeit, Nervenstärke und die Ausstrahlung.

KB: Welche Eigenschaften sind Dir bei der Zucht besonders wichtig? Worauf achtest Du bei der Auswahl der Hunde für die Zucht?

SD: Ich mag den typvollen Hovawart mit Klemmlefze und Kontrollblick. 😉
Festes Wesen und gebrauchsfähige Eigenschaften gehören dazu. Ein gutes Beuteverhalten und vor allem ein stabiles Nervenkostüm. Ganz wichtig finde ich, dass der Hovawart zu Hause seinen Job macht. Damit meine ich, dass er das Grundstück bewacht und bereit ist Eindringlinge abzuwehren. Dafür wurde er schließlich gezüchtet. IGP-Prüfungen dagegen, sind bei der Auswahl des Deckrüden eher Nebensache. Die Ahnentafel muss mir selbstverständlich auch gefallen. Da ist es natürlich von Vorteil, wenn man schon ein alter Hase ist. Viele Hunde in den Ahnen sind einem dann einfach bekannt.

KB: Der letzte Wurf war in 2016. Was ist der Grund dafür, dass in den letzten Jahren kein Wurf mehr folgte?

SD: Der letzte Wurf war unser M-Wurf. Fräulein Fiene ist im Mai 2023 Mutter von 10 Welpen geworden. Davor hatten wir eine längere Pause. Unseren nächsten Wurf planen wir zum Jahresende 2024.

KB: Wie bringst Du die Zucht und den Hundesport miteinander in Einklang? Gibt es Überschneidungen?

SD: Wenn man eine Zuchthündin sportlich führen möchte, plant man sein Zucht- bzw. Sportjahr natürlich. Unsere Hündinnen arbeiten bis ca. 4 Wochen vor der Geburt ganz normal weiter. Man merkt von allein, wenn sie sich zurücknehmen. Das ist bei jeder Hündin anders. Fiene möchte gern immer etwas tun. Als sie ihren ersten Wurf hatte, hat sie 6 Wochen nach der Geburt das Training langsam aufgenommen. Entschieden hat sie das selbst.

KB: Welche Veränderungen hast Du im Laufe der Jahre in der Zucht oder auch im Hundesport erlebt?

SD: Wenn ich so zurückdenke, hat der Hovawart sich vom Wesen schon verändert. Früher gab es mehr Hunde die im Schutzdienst eher ein abwehrendes Verhalten und weniger Beutetrieb gezeigt haben. Heute haben wir viele Hovawarte mit gutem Beutetrieb, aber die Belastbarkeit und Selbstsicherheit hat nachgelassen. Da müssen wir in der Zucht sehr aufpassen.

KB: Was sind die größten Herausforderungen als Züchterin? Und was hat Dir besonders viel Freude gemacht?

SD: Ich würde sagen, es ist die Verantwortung für jeden geborenen Welpen, ihn entsprechend seiner Anlagen zu prägen und zu fördern. Außerdem ist es immer wieder eine interessante Aufgabe, den passenden Zweibeiner zum Vierbeiner auszusuchen. Besonders viel Freude haben wir, wenn die Welpen sich in der 5. Lebenswoche befinden. Dann beginnt ja so richtig der Spaß und auch die eigentlich wichtigste Arbeit eines Züchters. Prägung, Beschäftigung und viel Besuch sind dann an der Tagesordnung. Ein ganz besonderer Moment ist natürlich immer wieder die Geburt der Welpen.

KB: Welche Tipps würdest Du jemandem geben, der darüber nachdenkt, selbst Hovawarte zu züchten?

SD: Wir haben damals Günter und Christa Pfeifer in Walkenried über die Schulter geschaut. Dort habe ich viel über Prägung und Aufzucht gelernt. Einige Würfe haben wir dort live erlebt. Ich denke, dass persönliche Gespräche mit erfahrenen Züchtern eine gute Voraussetzung schaffen können für den Beginn einer Zucht oder aber auch die Entscheidung zu treffen, es lieber nicht zu tun.

Ein Blick in die Zukunft

KB: Hast Du schon Pläne für zukünftige Wettkämpfe oder neue Projekte in der Zucht?

SD: Natürlich möchte ich wieder an der IGP-DM teilnehmen. Dann schauen wir mal, was uns im nächsten Jahr noch so erwartet. Ein paar Gedanken haben wir schon im Hinterkopf. Jetzt planen wir aber erstmal den Wurf, und danach machen wir Pläne für das Sportjahr 2025.

KB: Was sind Deine langfristigen Ziele im Hundesport bzw. in der Zucht?

SD: Ich möchte weiterhin Hovawarte züchten, welche die Eigenschaften eines Gebrauchshundes erfüllen. Im Hundesport ist es immer mein Ziel, unsere Hündinnen auf der höchsten Prüfung unseres Vereines vorzustellen.

KB: Gibt es etwas, das Du in der Hundewelt noch erreichen möchtest?

SD: Jetzt nicht mehr. 😉

Hinter den Kulissen

KB: Wie sieht ein typischer Tag in Deinem Leben aus?

SD: Früh aufstehen, Kaffee, Hunde, Beruf, Hunde, Haushalt, Pferd, Grundstück, Hundeplatz oder Fährte, und dann irgendwann spät abends auf dem Sofa den Tag ausklingen lassen.

KB: Was machst du, um auch nach so vielen Jahren im Hundesport noch motiviert zu bleiben?

Ich verstehe die Frage nicht. 😉

KB: Gibt es Rituale oder besondere Momente, die Du mit Deinen Hunden teilst?

SD: Ja, wir liegen jeden Abend zusammen auf dem Sofa. Alle haben es bequem –  nur ich nicht. 😉

KB: Wie haben Dir Deine Hunde und der Sport im Leben geholfen oder Dich beeinflusst?

SD: Ich denke, dass meine Hunde und der Sport dazu beigetragen haben, dass ich so ein strukturierter und organisierter Mensch geworden bin. Denn ohne eine gute Planung würde ich manche Dinge nicht unter einen Hut bekommen.

Vielen Dank, Susanne, für dieses Gespräch.


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Silke und Rocca | Sonja und Dino

Kirsten Breidenbach (KB): Wo bist Du geboren?

Silke Burgsmüller (SB): Ich bin am …. in … geboren.

Sonja von Aschen (SvA): Ich bin am …. in … geboren.

Vielen Dank, Ssilke und Sonja, für dieses Gespräch.


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