Was machen wir jetzt?

oder: Was kommt nach dem Lob?


TEXT Susanne Ortmanns | FOTOS Sabrina Stechmann

Jedes Training wird einfacher, wenn der Hund von sich aus wieder Kontakt aufnimmt, nachdem wir Lecker als Belohnung ausgeteilt haben oder das Spieli wieder einstecken. Ein Hund, der sich mir eifrig zuwendet, wenn er sein Lecker aufgefuttert hat, zeigt mir zum einen, dass ihm das Training genau wie mir Spaß macht und er weitermachen will. Zum anderen habe ich direkt einen konzentrierten Hund, der aufnahmefähig ist für die nächste Aufgabe.

Wie kann ich die 100%ige Aufmerksamkeit während des Trainings aufbauen?

Ein schwedisch-norwegisches Trainerteam hat in ihrem Buch „Bästa Starten“ vier einfache Übungen zusammengestellt, die ich hier vorstelle. Die Übungen dienen dazu, dem Hund systematisch beizubringen, nach Bestätigung von sich aus wieder Kontakt aufzunehmen. Gleichzeitig sind sie ein praktischer Gradmesser, ob der Hund in der richtigen Stimmung für‘s Lernen ist. Merke ich, dass mein Hund abgelenkt ist, dann macht es wenig Sinn, dennoch an technischen Feinheiten arbeiten zu wollen. Lieber ein kurzes Spiel, und wenn er ganz bei mir ist, folgt eine kurze knackige Trainingseinheit.

Beginne mit einem einfachen Test

Was macht Dein Hund, wenn Du ihn bestätigt hast, also Lecker gegeben oder gespielt hast, und Du packst das Spieli weg? Wenn Du also passiv bist? Geht er und schnüffelt? Das möchten wir gerne ändern. Oder guckt er Dich an? Eine super Voraussetzung fürs weitere Training, und als nächsten Schritt kann man anfangen, dieses freiwillig wieder Kontakt suchen in immer schwierigeren Umgebungen mit größerer Ablenkung zu trainieren.

Übungen, die die freiwillige Kontaktaufnahme verstärken

1) Hund steht vor mir, ich lasse den Hund an einem Lecker knabbern, das ich in den Händen halte, und relativ abrupt ziehe ich meine Hände weg hinter meinen Rücken und gehe gleichzeitig rückwärts vom Hund weg. Sobald der Hund einen (1!) Schritt auf mich zumacht, bestätige ich, indem ich „Prima“ sage und den Hund beispielsweise das Lecker in meiner Hand erjagen lasse. Das macht Spaß und aktiviert den Hund. Wichtig ist hier, dass wir nicht passiv stehenbleiben, so dass er wirklich aktiv auf mich zugehen muss. Ebenso ist es bei den ersten Malen sehr wichtig, dass ich sofort den ersten Schritt meines Hundes hinter mir her stimmlich bestätige und dann helfe, dass er das Lecker aus meiner Hand nimmt oder erjagen darf. Gerade ein junger Hund hat noch gar keine Vorstellung, worauf die Übung hinausläuft, daher ist es wichtig, den Anfang sehr einfach zu gestalten.

2) In dieser Übung beginne ich auch wieder mit Hund vor mir, der an einem Lecker in meiner Hand knabbern darf. Nun drehe ich den Hund mit meiner Leckerhand so um, dass sein Hinterteil zu mir zeigt, er also von mir wegguckt. Dann nehme ich schnell die Hand weg vom Hundemaul und ziehe sie hinter mich, während ich gleichzeitig rückwärts vom Hund weggehe. Der Hund muss hier eine etwas aktivere Wahl treffen, denn er sieht mich nicht mehr und andere Reize können ablenken. Daher noch wichtiger, dass ich anfangs schon stimmlich bestätige, sobald der Hund anfängt den Kopf in meine Richtung zu drehen, und dann ermuntere ich ihn, sich das Lecker aus meiner Hand zu holen, ich selbst mache gerne ein kleines Jagdspiel.

3) In der dritten Übung werfe ich ein Lecker einige Meter von uns weg. Ich kann den Hund dabei am Halsband festhalten. Ich sehe gerne, dass er wirklich hinwill und benutze daher kein Bleib-Kommando, sondern halte ihn fest. Wenn er Richtung geworfenem Lecker drängelt, ist das nur erwünscht. Wichtig ist hier, dass der Hund wirklich sieht, wo das Lecker hinfällt, damit das Ganze nicht zu einer Suchübung wird. Das Werfen dient nur dazu, den Hund auf Abstand zu bekommen, so dass er eine noch aktivere Wahl als in Übung Nr. 2 treffen muss. Es wird nämlich mit steigendem Abstand von mir immer leichter, sich auf Ablenkungen einzulassen. Ich werfe also das Lecker ca. 3-4 m weg, gebe den Hund frei und während er hinläuft, gehe ich rückwärts weg vom Hund. Rückwärts, damit ich sehen kann, was passiert. Sobald der Hund das Lecker gefuttert hat und sich zu mir umdreht, lobe ich ihn und bestätige dann, dass er weiter zu mir läuft und dort ein noch besseres Lecker bekommt.

4) Ich kann auch folgende Abwandlung der Übungen 1-3 testen. Ich gehe nicht rückwärts, sondern bleibe stillstehen, nachdem ich meine Hände weggezogen habe bzw. das Lecker geworfen habe. Sobald der Hund mich anschaut, werde ich wieder lebendig und lasse den Hund das Lecker in meiner Hand erjagen. Das Rückwärts weggehen erleichtert die erneute Kontaktaufnahme des Hundes, insofern würde ich diese Variante erst testen, wenn die Kontaktübungen immer besser funktionieren.

Ich kann alle Übungen steigern, indem ich immer länger warte, bis ich den Hund stimmlich bestätige. Wo anfangs ein Schritt oder ein Blick zu mir reicht, warte ich, bis der Hund mehrere Schritte zu mir läuft und lade ihn dann erst zum Jagdspiel nach dem Lecker in meiner Hand ein. Ich kann auch den Ort verändern, an dem ich die Übungen durchführe. Wohnzimmer, Garten, Sportplatz, Park, Pausenhof, Hundeplatz etc. Nur die Fantasie setzt Grenzen. An jedem neuen Platz gehe ich erstmal wieder einen Schritt zurück und gestalte die Übung einfach. Hunde lernen häufig ortsgebunden. Was zu Hause im Garten klappt, das kann beispielsweise neben einem Schulhof während der Pause eine große Herausforderung sein.

Wenn der Hund anfängt, mit großem Speed direkt wieder den Kontakt zu suchen und zu mir zu rennen, fange ich an, die Übungen mehr in mein Training einzubauen. Ein Beispiel:

Ich sage SITZ, der Hund setzt sich, ich bestätige mit einem kleinen Lecker-Jagdspiel, und wenn der Hund das Lecker in meiner Hand knabbert, ziehe ich meine Hand hinter den Rücken wie Übung 1 oder 2 oben und gehe rückwärts vom Hund weg. Sobald er einen Schritt auf mich zumacht, geht das Jagdspiel weiter.

Arbeitet man konsequent damit, hat man irgendwann einen Hund, der nach jeder Übung von sich aus fragt „Und was jetzt?“ und der auch in Prüfungen ohne Kommando von einer Übung zur nächsten mit folgt.

Wenn ich diese Art von ständiger Aufmerksamkeit wünsche, muss ich allerdings sehr deutlich sein, wann eine Trainingseinheit anfängt und aufhört, denn dieses ständig in der Konzentration sein ist anstrengend, für Mensch wie Hund.

Für mich sieht das grob so aus:


Autorinnen:
Die vier Übungen sind inspiriert vom schwedischen Buch
„Bästa starten“ – ISBN: 9789163964695
von Maria Brandel und Siv Svendsen.


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