Zuchtprüfungen | Teil 3

Die Zuchttauglichkeitsprüfung

In den vergangenen Jahren wurde die ZTP immer wieder angepasst und verbessert. In unserer heutigen ZTP liegt der Fokus auf dem selbstsicheren Hund, der alle Stationen selbstständig oder mit möglichst wenig Hilfe seines Hundeführers auflöst. Die über die Prüfung aufgebaute Anspannung sollte nicht dazu führen, dass der Hund am Ende der Prüfung so stark belastet ist, dass er am Ende der Prüfung nicht mehr spielt.


TEXT: Kerstin Tiemann (RZV-Team Zucht) FOTOS: RZV-Archiv

WARUM EINE ZUCHTTAUGLICHKEITSPRÜFUNG?
Der RZV nimmt seine gesellschaftliche Verpflichtung, die aus der Zucht großer Hunde hervor geht, sehr ernst. Aus dem Wissen, dass sich vor allem Ängstlichkeit stark vererbt, wurde eine Prüfung geschaffen, die uns die Möglichkeit gibt, Hunde mit dieser Wesenseigenschaft zu erkennen. Auch aggressives Verhalten wird bei der ZTP erkannt und entsprechend bewertet.
Im Aufbau wird dem Alter des Hundes, der bei der ZTP im besten Fall die Pubertät schon vorüber ist, Rechnung getragen. Ja, die ZTP ist anspruchsvoll. Entsprechend kommt es immer wieder vor, dass Hunde nicht bestehen. Wird während der ZTP festgestellt, dass der Hund in den einzelnen Situationen deutlich überfordert ist, kann der Körmeister abbrechen. Die ZTP wurde dann nicht bestanden. Eine einmalige Wiederholung ist möglich.

ERSCHEINUNGSBILD
Hat Ihr Hund an der Nachzuchtbeurteilung oder Jugendbeurteilung teilgenommen und wurden dort keine Merkmale festgestellt, die sich zu einer nicht mehr tolerierbaren Abweichung vom Standard entwickeln könnten, besteht Ihr Hovawart wahrscheinlich auch bei der Zuchttauglichkeitsprüfung im Erscheinungsbild.
Die Rutenhaltung kann sich zwischen JB und ZTP deutlich verändern. In seltenen Fällen kann sich eine eingerollte Rute auch noch zu einer Ringelrute entwickeln. Auch bei der Zuchttauglichkeitsprüfung werden die Körpermaße Ihres Hovawarts erfasst. Neben der Widerristhöhe und dem Umfang des Röhrbeines werden auch bei der ZTP die Brustbreite und die Brusttiefe, der Brustumfang und die Körperlänge gemessen. Daraus ergibt sich der Typwert.

WESENSBEURTEILUNG
Lebhafte, selbstbewusste und dem Standard entsprechende Hovawarte mit guter Bindung an ihre Menschen sind neben der Gesundheit das Zuchtziel des Vereins. Auch bei der ZTP ist es wichtig, wie sich ein Hund bei der Überprüfung des Erscheinungsbildes verhält. Kein Hund muss es schön finden, gemessen zu werden. Aber wenn ein Hund es nicht gut findet, sollte er es dennoch aushalten und hinnehmen. Schon bei einem bisschen Grummeln wird ein Körmeister den Hund kritischer betrachten. Alles, was darüber hinaus geht, muss unterbleiben.

Die Beurteilung des Wesens beginnt auch bei der ZTP schon bei der Beurteilung des Erscheinungsbildes. Im Parcours sehen wir an verschiedenen Stationen, ob der Hund mutig ist und sein Spielzeug auch aus einem Zelt, dessen Eingang mit Flatterbändern verhängt ist aus einer Menge Plastikflaschen holt. Außerdem kann der Hund seinen Beutetrieb beweisen, seine Gelassenheit in einer Menschengruppe unter Beweis stellen und Nervenstärke bei optischen und akustischen Reizen beweisen. Wie bei der Jugendbeurteilung kommen der „Pilzsammler“, eine sich nähernde Figur auf einem Schlitten, ein plötzlich erscheinender Overall, und eine Rasselkette zu Einsatz.
Nach dem Schuss und zurück auf dem Hundeplatz wird der Hund von ein paar merkwürdigen Gestalten erwartet. Die „Gespenster“ nähern sich dem Hund abwechselnd in kurzen Schritten und rücken dann gemeinsam vor. Bei den Gespenstern zeigt sich sehr deutlich, ob der Hovawart einem derart ungewohnten Reiz gewachsen ist.
Je nachdem, wie der Hund veranlagt ist und welche Erfahrungen er bereits gemacht hat, verhalten sich die Hunde vollkommen unterschiedlich. Wichtig ist, dass sie reagieren und dass sie ein Verhalten zeigen, welches man als normal erwarten darf. Hunde dürfen erschrecken oder eine Situation bedrohlich empfinden. Es ist völlig normal, dass ein Hund auch mal vorsichtig ist. Bellen oder Knurren ist im Parcours erlaubt.

Stellen Körmeister fest, dass Hunde die einzelnen Stationen kennen und beinahe darauf warten, dass eine Situation eintrifft, werden sie zu Recht davon ausgehen, dass die ZTP geübt wurde. Beobachtet wird dann ein untypisches Verhalten. Es folgt unweigerlich ein Punktabzug. Das Üben des Parcours ist Betrug an der Zucht.
Auch wenn ich mich wiederhole: Bleiben Sie ehrlich. Geben Sie Ihrem Hund die Chance, in der Zuchttauglichkeitsprüfung zu zeigen, wer er ist und wie er ist. Ungeübt. Kann Ihr Hund die ZTP im Wesensteil nicht bestehen, gehört er nicht in die Zucht.
Nochmal: Erschrecken, vorsichtige Annäherung – alles kein Problem!

DURCHGEFALLEN! AUS DER TRAUM?
Durchfallen kommt in den besten Familien vor. Manchmal hätte der Hund bestanden, aber Frauchen oder Herrchen waren sehr nervös und die Stimmung hat sich auf den Hund übertragen. Das ist menschlich. Und auch Hunde haben manchmal einen schlechten Tag. Deswegen gibt es die Möglichkeit, die ZTP einmal zu wiederholen. (vgl. Tabelle)
Jeder Körmeister möchte, dass Ihr Hund die ZTP besteht. Jeder Hund, der nicht besteht, ist ein Verlust. Aber jeder gute Wille hat auch Grenzen. Und manchmal reicht es dann eben doch nicht. Seit der Einführung des Punktesystems muss ein Hovawart 72 % der möglichen Punkte (derzeit in der ZTP 79 von 110) erreichen, damit der Wesensteil bestanden wird.

DIE VORBEREITUNG AUF DIE ZUCHTTAUGLICHKEITSPRÜFUNG
Wie für die Jugendbeurteilung, so gilt auch für die Zuchttauglichkeitsprüfung: Packen Sie Ihren Hund nicht in Watte. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Hund viele Erfahrungen machen kann. Achten Sie darauf, dass Ihr Hund Erfahrungen selbst macht. Ermutigen Sie ihn, Dinge zu untersuchen. Gehen Sie, wenn Ihr Hund zögert, voran. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass die vermeintliche Bedrohung gar keine ist. Locken Sie Ihren Hund nicht mit Leckerchen! Sie bewerten damit einen Sachverhalt hoch und der Hund könnte lernen, dass es sich um eine große Sache handelt, wenn Sie ihn für etwas entlohnen. Ist Ihr Hund gewöhnt, an fremde Situationen mit Leckerchen herangeführt zu werden, dann wird er auch bei der ZTP erwarten, dass er belohnt wird.

Spielen Sie mit Ihrem Hund. Spielen fördert die Bindung. Achten Sie darauf, dass Ihr Hund Menschen kennt und weiß, dass man sich von Ihnen anfassen lassen muss, wenn Sie als Besitzer das wollen. Kein Hund muss sich gerne anfassen lassen. Jeder sollte es tolerieren. Niemals darf ein Hund auf Berührung aggressiv reagieren und beißen. In aller Interesse! Sich anfassen lassen ist die Grundausstattung Ihres Hundes – das dürfen Sie üben und das sollten Sie auch tun.

ERNEUT FÜR DIE MEHRHUNDEHALTER
Wenn Sie den JB-Text gelesen haben, dann wissen sie es bereits, denn ich wiederhole: Unter den Hunden, die bei JB oder ZTP durchgefallen sind, ist der Anteil der Hunde, die in der Gemeinschaft mit einem oder mehreren, meist älteren Hunden leben, auffällig hoch. Daher sollten Sie, wenn Sie Ihren Hund zu einer Zuchtprüfung vorstellen, dafür sorgen, dass Ihr Hund auch sicher ist, wenn er mit Ihnen allein unterwegs ist und Situationen auch ohne die älteren Hunde auflösen und meistern kann. Unternehmen Sie mit dem jungen Hund Spaziergänge und Ausflüge ohne die anderen Hunde – wenigstens, bis der Hund die Sicherheit hat, dass er nicht nur in einem Rudel bestehen kann.

ZWEI GUTE NACHRICHTEN ZUM SCHLUSS:
1. Die meisten Hunde bestehen.
2. Es gibt eine zweite Chance, wenn es die erste Prüfung war oder bereits eine JB vor der nicht bestandenen ZTP erfolgreich war. Nicht wiederholt werden darf die ZTP, wenn die JB, welche vor der nicht bestandenen ZTP absolviert wurde, ebenfalls nicht bestanden wurde.

EINE BITTE ZUM SCHLUSS – VOR ALLEM AN DIE RÜDENBESITZER:
Stellen Sie Ihren Hund bitte bei JB und ZTP vor. Auch als Rüdenbesitzer haben Sie Einfluss auf eine weiterhin erfolgreiche Zucht im RZV. Jeder Hund, der die ZTP nicht besteht, ist ein Verlust. Jeder Hund, der gar nicht vorgestellt wird, ist darüber hinaus eine vertane Chance. Wir brauchen möglichst viele Rüden aus unterschiedlichen Zuchten.

ZUCHTTAUGLICHKEITSPRÜFUNG – Los geht’s:
Mindestalter des Hundes: Beginn des 20. Lebensmonates.
Eine Altersbegrenzung gibt es für die ZTP nicht!
Kosten: 50 €.
Besitzer:in des Hundes muss Mitglied im RZV sein.

Wo finden Zuchttauglichkeitsprüfungen (ZTP) statt und wie kann man sich anmelden?
In unserer Veranstaltungsliste finden Sie u.a. alle Termine zu Zuchtprüfungen.
Anmelden können Sie ihren Hund bequem online mit diesem Formular.


Lesen Sie zu diesem Thema auch Die Jugendbeurteilung | Die Nachzuchtbeurteilung

Beitrag eingestellt durch presse.olnds

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