Schuld daran war nur der Gutschein
Der bislang nördlichste CreaCanis „Roots“-Kurs fand vom 30.07. bis zum 11.09.2022 im Augustenhof statt.
Text: Nicole Kindler, Fotos: Rauno Wacker
Der Welpen-Workshop, den ich mit meinem Hovawart Bruno aus dem Land der Horizonte besuchte, hat mich sehr beeindruckt. Den Gutschein dafür bekam ich von meinen Züchtern Petra und Klaus Andrich beim Kauf von Bruno. Natürlich nahm ich dieses Angebot an. Diesmal wollte ich bei der Erziehung meines Hundes alles richtig, zumindest so wenig wie möglich verkehrt machen. Einen Kurs für Hundeerziehung hatte ich bislang noch nie gemacht. So etwas kannte ich gar nicht!
Um es kurz zu halten: Es war toll, und ich war infiziert! Ich musste einfach weitermachen!
Aber die „Roots“-Kurse fanden nur in Süddeutschland und Österreich statt. Ein Wohnmobil habe ich nicht, und arbeiten darf ich nebenbei auch. Also unflexibel in alle Richtungen sein, aber meinen Hovawart optimal erziehen wollen, das passt nicht zusammen. Helfen würde mir ein „Roots“-Kurs in erreichbarer Nähe.
Kurzerhand meldete ich mich bei Doreen Wacker, 2021 im Welpenkurs Traineranwärterin, beschrieb ihr meine Not und siehe da: Doreen, mittlerweile ausgebildete Trainerin, hatte Lust und Zeit, und ich hatte den Platz. Wir kamen schnell auf einen Nenner und organisierten ein CreaCanis „Roots“-Kurs im Norden mit sieben hochmotivierten Menschen und ihren Hunden, und das Abenteuer begann.
„Ein Team werden“ stand ganz oben auf meiner Liste. Der Weg dahin ist anspruchsvoll, aber einfach kann jeder, das habe ich gelernt. Und gelernt habe ich auch: Kleine Lernschritte, sehr viel Geduld, und hunderte Wiederholungen bringen mich weiter. Klar, Rückschritte sind inklusive. Aber es lohnt sich! Jedes Erfolgserlebnis mit meinem Teampartner Bruno war alles wert. Sozialisierung, freiwillige Aufmerksamkeit, mobiles „Schau“, Magnetspiel, Jagdspiel, was ist ein Marker, was ist Impulskontrolle? All das weiß ich jetzt. Der Weg ist nicht kurz, man muss ihn nur gehen wollen!
Eine der anspruchsvollsten Übungen war wohl das „Jagdspiel“.
Erst einmal Trockenübung, das heißt, ohne Hund. Auftrag war: Flauschi (Beißwurst mit Fell) rechts halten, kurz den „geistigen Zügel“ einsetzen, also das Innehalten des Hundes auf mein Signal hin einbauen, dann über die linke Schulter wegdrehen, links ist da, wo das Flauschi nicht ist, und loslaufen, laaauuuffen….!! Auslöser nicht vergessen!
Ha ha. Das war schon ohne Hund eine große Aufgabe. Und jetzt mit Hund? Ach nein, ich bin ja die Beute, und ich mache auch noch Geräusche…. Ok, ich war raus! Ich bekam mich nicht mehr sortiert, die Beine, über die leere Schulter drehen, Flauschi nachgreifen, loslaufen, noch dazu Soundeffekte, ich weiß es nicht mehr. Und nicht nur mir schwirrte der Kopf.
Weiter ging es, lautstark durch eine Gasse laufen und auf sich aufmerksam machen. Das kostet Überwindung, selbst vor dem eigenen Hund. Aber im Nachhinein, als es dann klappte, war ich von mir selbst überrascht: „Das glaube ich jetzt nicht, was ich da gemacht habe!“
Diese Emotionen habe ich mitgenommen in den Alltag von Bruno und mir. Tägliche Wiederholungen, Belohnungen in Sekundenschnelle nach dem Marker-Wort und emotionale Bestätigung – es war richtig, Doreen zu aktivieren.
Die Besonderheit des Kurses ist, dass er an vier Tagen im Abstand von zwei Wochen stattfindet. So können die Teams den vermittelten Stoff und die Übungen fleißig zu Hause üben und vertiefen.
Schon am dritten Seminartag waren die positiven Veränderungen deutlich zu beobachten. Bei der Sozialisierung waren die Hunde entspannt, sie kamen sehr schnell in die freiwillige Aufmerksamkeit und waren auch unter Ablenkung ganz beim Teamführer: „Frauchen, was machen wir jetzt?“
Unterm Strich ein weitreichender, nachhaltiger Kurs, auf den ich weiter aufbauen werde. Bruno und ich sind jetzt ein Team. Und das Gelernte ist überall nützlich. Es hilft im Alltag, bei der Unterordnung, bei der Fährtenarbeit und auf der Couch!
P.S. Danke an Petra und Klaus Andrich und Claudia und Jörg Kraatz für diesen tollen Hund.