Übungswochenende der BG Hamburg
Gezieltes Lernen zum gemeinsamen Teamwachstum
Text: Jochen Kirschner, Fotos: Britta Klesper
Vom 1. bis 3. Juli 2022 trafen sich elf Teilnehmer aus verschiedenen Landesgruppen zu einem Trainingswochenende der Bezirksgruppe Hamburg. Unsere elf Hovawarte Betze, Benja, Cetan, Cnut, Curly, Dana, Esra, Ginger und Xinga trafen mit ihren Hundeführer:innen am Freitag um 15 Uhr auf dem Hundeplatz der BG Hamburg ein. Unterschiedlich weite Anreisedistanzen lagen hinter Gundula, Britta und Uwe, Mandy, Sabine, Liane, Ralf, Jochen, Irmgard und Christine. Unterschiedliches Alter und Ausbildungsstand unserer Hovawarte prägten die Teams am Start. Vereint waren wir in einer freudigen Erwartung, welche gemeinsame Unterordnungs- und Schutzdienstarbeit in den vor uns liegenden Trainingstagen auf uns zukommen sollte. Die Ausbildungsleiter Cornelia Sell und Frauke Ortmann hatten zu diesem Trainingswochenende eingeladen und versprachen tiefergehende Theorie wie auch eine klare und offene Analyse.
Was wollten wir gemeinsam erreichen?
Das Ziel war und ist klar, belegt durch ein Zitat von Peter Scherk und Florian Knabl vom Team Heuwinkl: „Freudige und freie Arbeit ist das Resultat offener, partnerschaftlicher, aber vor allem fairer und auf hoher Motivation des Hundes aufgebauter Zusammenarbeit von Hundeführer und Hund.“
Der Weg dahin war, ist und bleibt spannend. Er musste und sollte bei jedem Teilnehmer, je nach Ausbildungsstand natürlich, mit individuellen Übungen angepasst werden.
So starteten wir zuerst mit einer gemeinsamen persönlichen Vorstellungsrunde zum Kennenlernen. Hier wurden die individuellen Ziele und Erwartungen der Teilnehmer von Conny auf einer Tafel visualisiert und festgehalten. Nach der persönlichen Vorstellung waren dann die Teams mit unseren Hovawarten – zuerst in einer Unterordnungs- gefolgt von einer Schutzdienstrunde gefordert. Diese individuellen Team-Vorstellungen wurden einzeln anhand von Videos dokumentiert.
Gegen 21 Uhr beendeten wir den ersten Tag mit Pizza, Getränken und Gesprächen, und gegenseitige Tipps rundeten den Tag harmonisch ab. Ich als wirkliches „Greenhorn“, welches zum ersten Mal an solchen Trainingstagen teilgenommen hat, konnte meine leichte Nervosität erst einmal etwas ablegen.
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte!
Den zweiten Tag starteten wir pünktlich um 8:30 Uhr mit einem gemeinsamen Frühstück im Vereinsheim. Nach unserem ausgiebigen Frühstück wurde es wieder ernst. Conny und Frauke zeigten uns exemplarisch Videoausschnitte aus den Team-Vorstellungen des Vortages. Und wenn das: „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“ stimmt, was zeigen uns dann lebendige Bild-Sequenzen?! Ich denke, dass jeder von uns unterschiedliche Aspekte in seiner Kommunikation und im Lernverhalten unserer Hovis gesehen hat, die so eigentlich nicht geplant und – obwohl gut gemeint – so auch nicht gewollt waren.
Mir persönlich wurde schnell klar, dass Ginger als mein vierbeiniger Partner ein klareres „Bild“ in der Kommunikation mit mir erwartet, welches identisch und weniger wechselhaft sein sollte. Keine Hände, die sich ständig und hektisch bewegen und auch stärkere Duldungsphase, die Ruhe ausstrahlen, und eine schnellere, gezieltere Bestätigung zur Motivation erwartet Ginger eindeutig von mir.
Nach der gemeinsamen Analyse der Videos, die natürlich auch bei jedem von uns gelungene Aktionen zeigten, folgte eine Theorie-Stunde zum Lernverhalten unserer Hunde. Wir sprachen über die Konditionierung des Klickerns. Über primäre, sekundäre, soziale, kontinuierliche, intermittierende, aber auch negative Verstärker des Lernens und natürlich auch über die “Sekunde des Erfolges”.
Ebenfalls wichtig war und ist die Tatsache, dass wir und unsere Hunde eigentlich immer lernen. Lernen ist ein sich täglich wiederholender Prozess. Unser Hund lernt natürlich auch aus Situationen, die nicht geplant sind, die aber gleichwohl passieren. Trotzdem oder gerade deshalb verlangt die Hundeausbildung eine klare, sich wiederholende Struktur, die sich mit dem Lernverhalten, den Emotionen und dem Triebwechsel unserer Partner – fokussiert und zielorientiert – auseinandersetzt.
Dies sind für mich leicht nieder geschriebene, richtige und theoretische Worte für mein “Team”. Aber es sind Aufgaben, welche in kleinen Schritten kontinuierlich geübt und mit beiderseitiger Freude angegangen werden müssen. Wie gesagt: Mir ist schnell sehr klar geworden, dass meine Partnerin Ginger ein klareres und identisches “Bild” und konsequentere “Signale” von mir erwartet, welche ihr helfen in Freude und auch mit Ausdauer mit mir zu arbeiten. Die Freude hat sie als Hovawart eindeutig. Nun liegt es an mir, ihr das notwendige Andere auch zu geben.
Der Weg in der Praxis
Nach dieser Theorie setzten wir praktische Übungen in jeweils einer zweiten Unterordnungs- und Schutzdienstrunde fort. Frauke und Conny bauten diese praktischen Übungen individuell nach den Wünschen der Teilnehmer und auch basierend auf den unter-schiedlichen Stufen der Prüfungsordnung für jeden Teilnehmer gezielt auf. Es ist hier natürlich nicht möglich von allen Übungen individuell zu berichten.
Da Frauke und auch Conny ebenfalls mit ihren beiden Hunden Chicha und Laska praktisch arbeiteten, gaben sie uns allen sehr gutes und weiteres praktisches Anschauungsmaterial als Hilfestellung zur Hand.
Zur Mittagszeit unterbrachen wir mit Erbsensuppe mit Minze, selbstgebackenem Brot und gegrilltem Hühnchen, asiatisch mariniert. Und auch am Abend nach getaner Arbeit folgte ein gemeinsames Grillen mit Fleisch- und Gemüsespießen. Auch hier kristallisierte sich ein besonderer Teamgeist heraus.
Der dritte Trainingstag war trotz seiner Kürze so intensiv wie die vorherigen. In der praktischen Unterordnungsrunde überraschte uns Frauke zusätzlich mit gewollter / ungewollter Ablenkung, denn neben der Unterordnungsarbeit und Arbeit in der Gruppe, waren plötzlich enge Stöcke, flatternde Fahnen und auch blaue Plastikfolien auf dem Boden und sorgten für ein unerwartetes neues Bild für unsere Hovis. Diese zusätzlichen “Hürden“ konnten aber von allen Teams mit Bravour genommen werden. Conny war, wie immer, einfach hervorragend im Schutzdienst. Nach den zwei Tagen hatte sie in jedem unserer Hovawarte die Stärken erkannt, konzentrierte sich aber gezielt auf die kleineren “Schwächen”. Ich denke nicht, dass ich übertreibe, aber nicht nur unsere Vierbeiner trugen, wie immer am Schluss des Schutzdienstes, stolz ihre Beute vom Platz. Auch alle Hundeführer/innen waren glücklich, dankbar und zufrieden über die Ergebnisse und neuen Erfahrungen der drei Trainingstage.
Jeder von uns war motiviert, hatte neue Ideen und Ansätze und eine sichtbar starke Freude den gemeinsamen Weg mit unseren tollen Partnern weiterzugehen.
Ich persönlich möchte mit Ginger erst einmal die Begleithundprüfung bestehen. Wenn ich bei unseren Spaziergängen ihr in die Augen sehe, erkenne ich ihren freudigen Wunsch nach mehr.
Dankenswertes Engagement und Kompetenz
Die erbrachte Trainingsleistung und das tolle Engagement von Conny und Frauke während der 3 Tage ist abschließend schwer in Worte zu fassen. Frauke und Conny standen das gesamte Wochenende bei heißen Temperaturen auf dem Platz und arbeiteten konzentriert mit uns und unseren Hunden. Der Dank der ganzen Teilnehmergruppe ist ihnen sicher. Dies wurde in unserer kurzen Abschluss-Runde vor der Abreise auch mehr als einmal ausgedrückt. Zufrieden und glücklich traten alle die Heimfahrt an. Ich denke, wir alle waren ein gutes Team.